Sonntag, Oktober 13, 2013

"Niemandsland" im Schauspielhaus Graz

Nachtrag zum 8.10.2013

Das erste Stück im Schauspielhaus Graz, das ich mir in der Saison 13/14 angeschaut habe was NIEMANDSLAND.

Nach einigen sehr ...nennen wir´s frustranen...Theatererlebnissen, hab ich mich heuer nicht mehr für ein komplettes Abo sondern für die Vario-Mix -Variante entschieden: 5 x Schauspielhaus und 5 x Oper.
Aber "Niemandsland" war so großartig, dass ich es mir höchstwahrscheinlich noch einmal ansehen werde.

Geschrieben von der israelischen Theaterkünstlerin Yael Ronen verknüpft das Stück reale und fiktive (aber realistische) Schicksale:

Das israelisch-palästinensische Paar Yasmin und Osama darf nicht zusammen leben, sie flieht nach Österreich und schafft es nach einem jahrelangen Kampf gegen bürokratische Windmühlen ihren Mann nachzuholen. Beide wirken in dem Stück mit und spielen sich selbst.

Die Bosnierin Asra ist mit ihrer kleinen Tochter Leyla aus dem Krieg nach Graz geflohen. Sie arbeitet als Kammerjägerin, Leyla ist eine politisch engagierte Studentin geworden, die mit Hilfe ihres Professors ihr Studium in Palästina weiterführen kann. Asra ist entsetzt und macht dem Professor die ärgsten Vorwürfe. Vom Krieg läuft man weg, man fährt nicht hin.

Der Kriegsreporter Fabian, Leylas Liebhaber, steht knapp vor dem Burnout und will/muss nach Syrien um von dort zu berichten. Keiner will mehr afrikanische Kinder sterben sehen, "Syrien ist sexy".

Leylas bester Freund Milos, ein junger Schauspieler mit bosnischen Wurzeln, spielt in einem Stück über den Krieg einen Vergewaltiger, weil er der Meinung ist, dass man die Vergangenheit aufarbeiten muss.
Sein Vater kommt nicht zur Premiere. Milos erfährt, dass er doch kein Kriegsheld war, sondern sehr wahrscheinlich zu den Bösen gezählt hat.

Ein schnöseliger Anwalt erfindet eine syrische, lesbische Bloggerin, weil er befürchtet, dass niemand einem europäischen, heterosexuellen Mann zuhören wird, der über syrische Schicksale berichten will. Als die Medien Druck machen, muss er "Amina" ein Gesicht geben. Um sie nicht live präsentieren zu müssen, lässt er seine Figur entführen.
Als Menschen bei einer Kundgebung zur Befreiung von Amina ums Leben kommen, zieht er sich aus der Verantwortung.

Letztendlich sind alle Schicksale miteinander verwoben, nur eines geht wirklich gut aus. Und das auch im realen Leben.

Die Darstellung der fiktiven Schicksale endet überall einen Wimpernschlag vor der "Auflösung", man muss sich die Fortführung selbst zusammenreimen, aber es ist eine logische Schlussfolgerung.
In jedem Fall sehr berührend.


Die Schauspieler agieren großartig und in jeder Sekunde überzeugend.
Für mich die Beste war Birgit Stöger als Asra, aber auch alle anderen haben großartiges geleistet.


Hier noch der offizielle Trailer vom Schauspielhaus Graz:




Presse:
Kleine Zeitung
Standard

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